Pflanzen wir ein Apfelbäumchen

Das Apfelbäumchen kann auch ein Urwaldbaum sein.

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„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Dieses Zitat ist weltberühmt geworden. Auch wenn es wahrscheinlich gar nicht von Martin Luther stammt, dem es zugeschrieben wird. Vielmehr scheint es gegen Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden zu sein, um den Menschen Hoffnung und Kraft zu geben. Aber egal, wer es gesagt hat, angesichts der vielen Krisen, Kriege und Grausamkeiten in der Welt, mit denen wir uns gerade konfrontiert sehen und die immer näher zu rücken scheinen, ist das auf jeden Fall ein Satz, dessen Aussage bedenkenswert ist. In Zeiten, in denen wir uns von Krisen und Katastrophen bedroht fühlen, in denen Vieles im Umbruch ist und wir nicht abschätzen können, welche Auswirkungen auf unsere persönliche Existenz das haben kann, brauchen wir ein Symbol der Hoffnung, quasi ein Apfelbäumchen, um bei all den belastenden Geschehnissen überhaupt weitermachen zu können. Zudem gibt die aktive Tätigkeit des Pflanzens das Gefühl, dass wir mit unseren bescheidenen Mitteln trotzdem etwas bewirken können, auch wenn offensichtlich alles dagegen zu sprechen scheint.

Das Zitat und die Überlegungen dazu sind mir eingefallen, als ich vor ein paar Monaten den Film „Salz der Erde“ über das Leben und Werk des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado gesehen habe. Er reiste im Laufe seines Lebens in fast alle Teile der Erde, immer an die Grenzen des Erträglichen. Dorthin, wo es Krieg und Vertreibung gab, wo Menschen Leid erfuhren und unter unwürdigen Bedingungen lebten. Mit seinen tief berührenden Fotos hat er das, was ihm da begegnete, dokumentiert und in Bildbänden veröffentlicht. „Die Fotografie ist die Sprache, die es Menschen ermöglicht, das zu sehen, was du selber gesehen hast“. Er wollte der Welt den Spiegel vorhalten und hoffte damit etwas bewegen zu können. Die Aufnahmen sind ausnahmslos in schwarz-weiß gestaltet und lassen so die Grausamkeiten und Verzweiflung umso intensiver empfinden. So tief tauchte Salgado in diese Themen ein, dass es ihn schließlich krank machte und er seine Arbeit beenden musste. Er suchte nach Heilung und fand sie im Pflanzen von Bäumen. Auf der Farm seiner Eltern, die durch Abholzung weitgehend zu einer vertrockneten, unfruchtbaren Steppe geworden war, ließ er zusammen mit seiner Frau 2,5 Millionen Urwaldbäume pflanzen. Und ein kleines Wunder ist geschehen: Nach ein paar Rückschlägen ist ein neuer Urwald entstanden. Damit konnte die Versteppung gestoppt werden und die verschiedensten Tierarten kehren nach und nach in ihren ursprünglichen Lebensraum zurück. Heute ist dieses Gebiet ein Nationalpark, den Salgado dem brasilianischen Staat geschenkt hat.

Und hier schließt sich der Kreis: Aus dem Apfelbäumchen aus dem Zitat sind viele Urwaldbäume geworden. Und auch wenn die Lage aussichtslos schien, haben es Salgado und seine Familie gewagt die Bäume zu pflanzen, gegen jede Vernunft und Hoffnung. Ein sehr schönes Bild der Zuversicht trotz aller Krisen und Widrigkeiten, das gut tut in diesen herausfordernden Zeiten.

Und wann pflanzen Sie Ihren Baum? Welche Baumart wählen Sie?

Text: Renate Braun, Gemeinderat der Moritzkirche

Bilder:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6e/Instituto_Terra_1%2C_Aymor%C3%A9s-MG.jpg

https://www.kfw.de/stories/kfw/bilder/umwelt/naturschutz/salgado-brasilien/baum-regenwald_rs_text_image_portrait_large.jpg

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