Sieben Glocken beherbergt der Turm der Moritzkirche.
Der Turm unserer Moritzkirche birgt einen wertvollen Schatz: Neben drei modernen Glocken des 21. Jahrhunderts schallen vier mittelalterliche Glocken über die Dächer der Stadt, welche das älteste erhaltene mehrstimmige Geläute Augsburgs bilden. Mit ihren insgesamt sieben Glocken besitzt die Moritzkirche nach St. Ulrich und Afra überdies das umfangreichste Geläute im Stadtgebiet.
Wir möchten Ihnen unsere Glocken näher vorstellen.
Glocke 1 – Mauritius
Nominal f/1 ..... 1690kg ..... Ø 1360mm
Gegossen 1360 von Glockengießer Hermann Kessler II. in Nürnberg.
Inschrift (übersetzt aus dem Lateinischen):
Christus, Deinem Lob soll der Heilige Mauritius dienen. Erhöre ihn, Herr. Ich bin ein ehernes Gefäß, das den Seinen die Freude vermehren soll. Drei Dinge kündige ich an: Beerdigungen zu beweinen, sich an den Festtagen zahlreich zu versammeln, vor Unwetter zu fliehen. Im Jahre Christi 1360 hat diese Glocke der aus Nürnberg stammende Hermann Kessler gemacht, o Maria.
Besonderheit:
Die Glocke besitzt eine sehr hohe Wandstärke und dadurch eine enorme Tonfülle. Eine etwa gleich große Schwester mit ähnlichem Timbre von Hermann Kessler (II.) 1388 hängt am Perlachturm und dient dort dem Stundennachschlag.
Läuteordnung:
Gemäß ihrer Inschrift läutet die Glocke an Festtagen eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn solistisch, außerdem jeden Freitag um 15.00 Uhr zur Todesstunde Jesu Christi.
Kurioses:
Anfang Dezember 1363, drei Jahre nach dem Glockenguss, erhielt das Kollegiatstift St. Moritz ein Schreiben der Stadt Nürnberg mit der Aufforderung des Glockengießers, die Schulden endlich zu begleichen. Der Aufforderung wurde offenbar umgehend folgegeleistet, denn am Tag vor Heiligabend bestätigten Kessler und seine Frau den Erhalt der Summe.
Glocke 2 – Maria
Nominal g/1 ..... 1080kg ..... Ø 1155mm
Gegossen am 1. September 1299 von einem Meister Konrad.
Inschrift (übersetzt aus dem Lateinischen):
Wenn ich erschalle, sei Du, gnädige Maria, Deines Volkes eingedenk. An den Kalenden des Septembers im Jahre des Herrn 1299 hat mich der Meister Konrad geschaffen.
Besonderheiten:
Die Seniorin des Moritzgeläutes ist nach den beiden Theophilus-Glocken des Hohen Doms und der Benediktus-Glocke von St. Ulrich und Afra die nächstälteste Glocke der Stadt. Ihr Gießer ist wahrscheinlich identisch mit dem Meister der Bronzegrabplatte des Bischofs Wolfhart v. Roth in der Konradkapelle des Hohen Doms.
Läuteordnung:
Der geheimnisvolle, mystische Klang der Marienglocke erinnert jeden Donnerstagabend beim „Angstläuten“ nach dem Angelus an die Todesangst Christi am Ölberg. Im Advent, in der Fastenzeit und zu Requien erklingt sie zum Viertelläuten.
Glocke 3 – Hosanna
Nominal as/1 ..... 720kg ..... Ø 1055mm
Gegossen 1514 von Laux Zotman in Augsburg.
Verzierung:
Kreuzigungsgruppe und Lamm Gottes, auf den Kronenhenkeln Masken
Inschrift: (übersetzt aus dem Lateinischen):
„Im Jahre des Herrn 1514. Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir.“ (sowie in holprigem Deutsch) „osano hsich (!) laux zotman gos“, also „Hosanna heiß ich, Laux Zotman goss mich.“
Läuteordnung:
Die Hosanna-Glocke wird täglich um 12.00 Uhr geläutet während in der Kirche der „Engel des Herrn“ gebetet wird. Mit ihrer Inschrift stimmt die Glocke ins Gebet der Gläubigen mit ein. Weiters dient sie dem Vorläuten vor den Sonntagsgottesdiensten im Jahreskreis.
Glocke 4 – Brun
Nominal c/2 ..... 316kg ..... Ø 810mm
Gegossen 2003 von Rudolf Perner in Passau.
Verzierung:
Relief von Bischof Brun, dem Gründer der Moritzkirche
Inschrift (übersetzt aus dem Lateinischen):
„Auf Geheiß der Gläubigen dieser Pfarrei wurde ich im Jahre 2003 geschaffen, um den Ruhm des Bruno, des Augsburger Bischofs und Bruders des Heiligen Kaisers Heinrich II., zu mehren, der vor ungefähr 1000 Jahren beschlossen hat, an diesem Ort eine Kirche errichten zu lassen und diese dem Heiligen Märtyrer Mauritius weihte.“
Läuteordnung:
Die Glocke erinnert im Rahmen des Angelus-Läutens jeden Morgen an die Auferstehung und jeden Abendan die Menschwerdung Christi und läutet werktags eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn.
Besonderes:
Die Brun- sowie die nachfolgende Jakobusglocke ersetzen zwei Vorgängerinnen aus dem 19. Jahrhundert, die im 1. Weltkrieg abgeliefert werden mussten.
Glocke 5 – Jakobus d. Ältere
Nominal es/2 ..... 193kg ..... Ø 678mm
Gegossen 2003 von Rudolf Perner in Passau.
Verzierung:
Relief von Jakobus d. Älteren
Inschrift (übersetzt aus dem Lateinischen):
„Im Jahre 2003 haben die Gläubigen und die Wohltäter der Pfarrei St. Moritz in Augsburg beschlossen, mich schaffen zu lassen und dem Heiligen Jakobus Major zu weihen, damit er alle Pilger beschütze, die sich aufmachen, seinen Wallfahrtsort im äußersten Winkel Spaniens zu besuchen, und ihnen, während sie ihren Weg auf dieser Erde gehen, denjenigen zum wahren Heil aufzeige.“
Läuteordnung:
Solistisch ist die Glocke zum Viertelläuten vor den adventlichen Rorate-Gottesdiensten zuhören.
Besonderes:
Jakobus d. Ältere wurde als Glockenpatron ausgewählt, weil St. Moritz an einem alten Pilgerweg zum Grab des Apostels nach Santiago de Compostela liegt.
Glocke 6 – Totenglocke
Nominal ges/2 ..... ca. 170kg ..... Ø 670mm
Gegossen 1515 vom Augsburger Glockengießer Laux Zotman.
Inschrift:
Beginn des lateinischen „Ave Maria“ (sowie) „Laux Zotman goss mich.“
Besonderheit:
Die Glocke läutete ursprünglich in der ehemaligen Friedhofskapelle bei St. Moritz.
Läuteordnung:
Die Totenglocke wird geläutet, wenn ein Todesfall im Pfarramt gemeldet wird.
Glocke 7 – Lebens- und Auferstehungsglocke
Nominal as/2 ..... 86kg ..... Ø 510mm
Am 11. Juli 2019 in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen.
Verzierung:
(am Mantel) Relief „Der Stein ist weg“ des oberösterreichischen Künstlers Hermann Eckerstorfer: Zwei Figuren spielen mit dem Stein vom Grab Jesu, der symbolisch für alles Schwere und Belastende steht, das mit Gottes Hilfe zu etwas Leichtem werden kann, mit dem wir umgehen können. (amHals) verspielte Salamander als Symbole der Auferstehung
Inschrift (aus Psalm 116):
Du hast mein Leben dem Tod entrissen, mein Auge den Tränen, meinen Fuß dem Straucheln. (sowie) Tausend Jahre Moritzkirche Augsburg 1019-2019
Besonderheit:
Die Glocke wurde zum Abschluss der Tausendjahrfeier der Moritzkirche von einem Wohltäter aus persönlicher Dankbarkeit gestiftet. Sie gehört mit einer Glocke im vorarlbergischen Schoppernau zu den ersten Kirchenglocken aus dem Hause Grassmayr, die anstatt der gängigen Molloktavrippe in der Durrippe gegossen wurden.
Läuteordnung:
Die Lebens- und Auferstehungsglocke läutet jeden Abend nach dem Angelus zur Erinnerung an unsere Toten. Außerdem erinnert ihr fröhlicher Klang beim Auszug nach Requien daran, dass wir unsere Verstorbenen in Gottes Reich des Lichts, des Friedens und der Liebe geborgen wissen dürfen.
Das Läuten der Kirchenglocken gehört seit vielen Jahrhunderten zu unserer Kultur. Zu welchen Anlässen geläutet wird und welche Glocken jeweils zu hören sind sowie nähere Informationen zu den einzelnen Glocken finden Sie in der angehängten pdf-Datei.
Die Bildergalerie zeigt die Glocken 1 bis 7 von links beginnend. (© Julian Ramerstorfer, St. Moritz Augsburg)