Aus der Geschichte über die Gegenwart in die Zukunft - das könnte die Überschrift über dem wechselvollen Werdegang sowohl des Gebäudes der Moritzkirche als auch der Gemeinde
St. Moritz stehen.
Bischof Brun, ein Bruder Kaiser Heinrichs II., ließ im Jahr 1019 an der großen Prozessionsstraße zwischen dem Augsburger Dom und der Pilgerkirche St. Ulrich und Afra eine Kirche errichten, die sowohl Bürgerkirche als auch seine Grablege zu seinem Gedächtnis sein sollte. Er begründete zudem ein Kollegiatstift mit 12 Stiftsherrenstellen, um die Seelsorge in gute Hände zu legen. Als Patronat wählte er den Hl. Mauritius und seine Gefährten.
Durch Brand 1084 und Einsturz 1299 zerstört, wurde sie 1299-1314 durch einen größeren Bau ersetzt und 1440-1443 um den Ostchor erweitert.
Der auf der Südseite der Kirche frei stehende Turm geht auf romanische Zeiten zurück und erhielt sein heutiges Aussehen mit dem Oktogonabschluss im Jahr 1533. Im Turm befinden sich sich sieben Glocken, die älteste aus dem 1299 und die jüngste von 2019. Mehr zu den Glocken
Jakob Fugger, der Reiche, hatte Anfang des 16. Jh. das bis heute bestehende "Präsentationsrecht" auf die Predigerstelle erworben. Sichtbarer Ausdruck der Verbindung zur Familie Fugger ist ihre Loge im Chor der Kirche. Während der Reformation wurde die Gemeinde von St. Moritz evangelisch, während die Stiftsherren katholisch blieben. Dies bedeutete für sie ab 1537 ein 11jähriges Exil in Landsberg.
1714/15 ließen die Stiftsherren den Kirchenraum durch den berühmten Füssener Baumeister Johann Jakob Herkommer vollständig barockisieren. In der Säkularisation wurde das Kollegiatstift aufgehoben und St. Moritz damit zur Pfarrkirche.
In der Bombennacht vom 24./25. Februar 1944 wurde die Kirche bis auf Säulen und Außenmauern zerstört. Lediglich der Turm und einige Gegenstände der Innenausstattung blieben unversehrt. Dominikus Böhm, einer der angesehensten Architekten dieser Zeit, schuf mit dem Wiederaufbau ein einzigartiges Bauwerk unter Bewahrung des ursprünglich romanischen, dreischiffigen Baukörpers. Zur Liturgiereform in den 1960-er Jahren wurde der Raum nochmals überarbeitet.
Anlässlich des 2019 bevorstehenden 1000-jährigen Gründungsjubiläums wurde der Innenraum zwischen 2008 und 2013 durch das Architekturbüro John Pawson, London neu gestaltet. Der Kreuzgang konnte während des Festjahres eröffnet werden.
Die Neugestaltung und ihr Lichtkonzept sind vielfach international ausgezeichnet und so zählt heute die Augsburger Moritzkirche zu den herausragenden Beispielen moderner Sakralarchitektur in historischem Bestand.
In der Bildergalerie sehen Sie die Kirche St. Moritz:
Barocke Gestaltung 1714, Kriegszerstörung 1944, Wiederaufbau 1946, Zustand 2007
(© St. Moritz)