John Pawson gestaltete mit seinem Raumkonzept, in dem er seinen architektonischen Grundsätzen konsequent folgt, die Moritzkirche als einen sehr konzentrierten, lichterfüllten Raum. So entstand ein außerordentlicher Kirchenraum, der mehr sinnhaft erfahren als mit dem Verstand bemessen werden kann.
Die Moritzkirche ist eine Wegekirche mit einer klaren Ausrichtung nach Osten, was durch die neue Gestaltung noch mehr betont wird. Durch die wiederholte Aufnahme von Formen sowie die indirekte Lichtführung erscheint der Raum als nicht konkret greifbar und es entsteht ein Eindruck von Unendlichkeit. Diese Wahrnehmung steigert sich, je weiter man Richtung Osten geht.
Durch die Reduktion der verwendeten Materialien (portugiesischer Kalkstein, dunkel gebeizte Eiche und der Halbedelstein Onyx für die Fenster und Teile des Tabernakels) strahlt der Raum eine große Ruhe aus und ermöglicht die Konzentration auf das Wesentliche.
Nach dem Betreten der Kirche gelangt man durch den Vorraum links in die Taufkapelle, einen kleinen Zentralraum, in dessen Mitte das Taufbecken steht. Von hier aus lässt ein neu entstandener Durchgang ins nördliche Seitenschiff das Sakrament der Taufe als Aufnahme in die Kirche auch als Weg nachvollziehen.
Vom Vorraum geradeaus führt das Portal ins Hauptschiff. Exakt an der Mittelfuge ausgerichtet führt der Weg zum Altar, der sich exakt im Mittelpunkt von Längs- und Querachse befindet, zum Tabernakel und schließlich im Chorraum zur Figur des Christus Salvator (1634) von Georg Petel.
Dieser am Ende der Zeit wiederkommende Christus zieht durch seine Präsenz und Dynamik die Besucher in seinen Bann. Dahinter öffnet sich die Apsis als unendlich anmutender Lichtraum, eine Versinnbildlichung des himmlischen Jerusalems. An der Ostseite des nördlichen Seitenschiffs befindet sich die Kreuzkapelle, die mit den sich wiederholenden Bögen, fehlenden Raumkanten und der indirekten Beleuchtung zentrale Elemente der Architektur John Pawsons zeigt. Blickt man von hier aus nach Westen, ergibt sich eine beeindruckende Blickbeziehung zur Taufkapelle.
Weitere Skulpturen von Petel sind Hl. Christophorus (Westwand nördliches Seitenschiff) und Hl. Sebastian (Westwand südliches Seitenschiff). An den Seitenwänden stehen acht Apostelfiguren von Ehrgott Bernhard Bendel, Reste eines ursprünglich 14-figürigen Zyklusses (1690). In der Marienkapelle (ehemals Langenmantelkapelle, südliches Seitenschiff, Westseite) befindet sich in einem modernen Schrein die Silbermadonna von 1490.
© Bilder: Gilbert McCarragher, St. Moritz Augsburg